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Channel: Zoo(er)leben im Norden
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1. Mai im Tierpark Ströhen

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Morgens um 7 Uhr in Bremen: "Schatz, aufstehen! Wir wollen nach Ströhen!" Manchmal könnte ich meinen Anderen in solchen Situationen mehr als ein Kissen an den Kopf donnern. Das Wetter sah auch nicht gerade nach Ausflug und Spaziergang an frischer Luft aus. Graue Regenwolken und heftiger Wind, der an der Tanne im Hinterhof zerrte. Immerhin ging es um unsere erste Gestütsschau und daher brummte ich zwar meinen Kommentar, verschwand aber im Bad und machte mich fertig.

Auf der Strecke weitere Wolkenbrüche, die unsere Scheibenwischer in Trab hielten. Erstmals griff mein Anderer beim Aussteigen zum Regenschirm. Sonst bekomme ich immer zu hören "Regenschirme ist was für Mädchen". Tja, ja...

Der Parkplatz und der Park selbst waren erwartungsgemäß relativ leer. Auch an der Kasse ein Gebet nach oben, dass es zum Nachmittag trockener werden soll.

Den Einjährigen und den Alpaccas konnte es nur recht sein.




Manchmal ist es auch ein Vorteil, wenn die spektakulären Bewohner eines Geheges nicht draußen sind. Dann sieht man nämlich die weniger auffälligen. In diesem Fall zogen es die Kattas (mit mind. 3 Babies) vor im Haus zu bleiben. Erstmals stellte ich fest, dass es ja noch Enten im Außengehege gibt. Und voilà: Es waren die schon lang gesuchten Madagaskar-Enten. Diese gehören zu den seltensten Arten (nur noch ca. 2000-5000 Exemplare auf Madagaskar und Mauritius) und sind ansonsten recht unscheinbar. Scheint eine erfolgreiche Vergesellschaftung zu sein, denn die Entchen nahmen sehr selbstverständlich den kleinen Teich in Beschlag.





Die Felsenmeerschweinchen, die bei den Totenkopfäffchen leben, scherte das Wetter wenig. Sie haben ein Häuschen mit Wärmelampe und ihr Futter steht im Trockenen. Den Mitbewohnern tut eine Dusche nichts.



Die Familie Ismer hatte auch für dieses Wetter vorgesorgt. Am Vormittag wurde das Training für die nachmittägliche Show "Fabulosa - die fabelhafte Welt der Tiere"öffentlich abgehalten. Die Übungen selbst (meistens werden die Akteure im Kreis geführt) sind nicht weiter spektakulär. Die Zusammenstellung macht es: Elenbulle, Poitou-Esel, Zebra und Lama gleichzeitig in der Manege.

Wie der Tiertrainer Miguel Frank betont, sind alle Tiere Handaufzuchten (teilweise sogar der Kinder, die eifrig mithalfen) und von klein auf mit der Arbeit vertraut. Der Elenbock hatte dann auch sein Solo, gefolgt vom Auftritt der Trampeltiere.



Mein Anderer war das etwas zu langweilig und er ging weiter auf Entdeckungsreise. Schnell hatte er die beiden Elefantendamen entdeckt, die zwar im trockenen Stall hätten bleiben können, sich aber lieber draußen "abduschen" ließen.


Im Abfohlstall entdeckte er dann diese junge Dame, die am Vortag noch nicht da gewesen war. Selbstverständlich haben wir an diesem Tag dort noch öfters vorbeigeschaut. Babies sind einfach unwiderstehlich.

In der Zwischenzeit war ich meinem Anderen gefolgt. Das Areal ist ja nicht gar so groß, dass man sich nicht immer wiederfindet.

Noch ein Blick in die Pferdeställe und wir zogen das Mittagessen vor. Irgendwann musste das Wetter doch besser werden...


Und tatsächlich: Pünktlich zum Beginn der Gestütsschau klarte der Himmel auf. Vorsorglich waren vom Veranstalter Sitzkissen für die Besucher organisiert worden. So mussten wir nicht im Nassen sitzen. Gespannt wartete ich auf die Dinge, die dann kamen.


Zuerst waren die Hengste dran - ein Traum auf vier Hufen nach dem Anderen zeigte sich temperamentvoll und kraftvoll an der Hand seines Pflegers.




Danach kam der Nachwuchs: Jeweils der Vererber wurde den Stuten mit ihren Fohlen bei Fuß vorgestellt. Eine knifflige Sache, hatten die Youngsters doch ganz andere Vorstellungen als brav bei Mama zu bleiben.



Zusätzlich erinnerte sich der jeweilige Hengst wohl an den "Duft der Frauen" und kam unübersehbar auf gewisse Gedanken...



Für Abwechslung sorgte eine Westernreiterin (ein Hauch vom "Pferdeflüsterer") mit ihrem mehr der spanischen Schule zugewandten Partner, die Horus Falknerei, Distanzreiter und drei Mädels auf ihren Schecken. Erstaunlich, dass ausgerechnet die relativ zierlichen Araber die härtesten Pferde der Welt sind. Sie kommen zum Einsatz, wenn Strecken bis zu 120 Kilometer an einem Tag bewältigt werden. Wir erfuhren viel über den Ablauf und die strengen Kontrollen durch Tierärzte (Sieger ist erst der, der die Strecke und anschließend auch die Untersuchung besteht). Gab es da nicht auch mal einen Film?



Ebenso erstaunlich, was man mit einer normalen Kuh (Rasse Schwarzbunte) anstellen kann.



Bewegend der letzte Salut an den Hauptbeschäler "Madkours Impuls", der nach einem Beinbruch vor wenigen Wochen eingeschläfert wurde. Nils Ismer rang bei seiner Moderation in diesem Moment sichtbar nach Fassung.



Diese zwei sehr abwechslungsreichen Stunden vergingen wie im Flug und endeten mit einem einmaligen Bild: Der freilaufenden Stutenherde mit Fohlen bei Fuß im vollen Galopp. Wem da nicht das Herz aufging, der hat keins. Alben zur Gestütsschau auf FB und Flickr.



Für uns war an diesem Tag natürlich noch lange nicht Schluss. Schließlich wollte ich noch unbedingt wissen, was da letztens aus Prag abgeholt worden ist. Scheinbar handelte es sich um Emus, die derzeit noch auf einem abgetrennten Stück der Parma-Känguru-Anlage leben.

Die Tigerfamilie ist (noch) vollständig. Willy und Louis teilen sich das Gehege weiterhin mit Akbar und Amidaja.



Allgemein hat sich viel Nachwuchs eingestellt dieses Jahr. Es war sogar ein Zebrafohlen dabei. Leider versteckte es sich vor uns im hinteren Teil des Geheges. (FB und Flickr)



Irgendwann ging auch dieser Tag zu Ende.

Und wenn es dann mal wieder heißt "Schatz, aufstehen! Wir wollen nach Ströhen!", wird der Morgenmuffel knurren, brav ins Bad taumeln und am Ende des Tages sehr froh sein, den inneren Schweinehund besiegt zu haben.


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