? Nein? Dann ab nach Magdeburg. Dort lockt nicht nur ein kleines Spitzmaulnashörnchen, das kürzlich live vor den Kameras von SternTV auf die Welt gekommen ist, sondern viele Arten, die wir zumindest bisher in sonst keinem anderen Zoo gesehen haben.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie unser Gehirn tickt. Bei Magdeburg dachte ich immer, wie schön es wäre, dort mal bummeln zu können. Wenn die Stadt nur nicht soweit von Bremen weg wäre... Pustekuchen! Ein Blick in den Navi und erstaunt festgestellt, dass es nur 2,25 Stunden Fahrtzeit sind bis zum Zoo. Auf der A2 über Braunschweig, Wolfsburg und Helmstedt (Gedenkstätte Marienborn) kamen wir am Freitag zügig voran. Dank Baustelle "Am Vogelsang" wurde es etwas holprig, aber alles easy.
Da der Zoo mitten in der Stadt liegt, ist er auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.
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Auf
16 Hektar leben etwa
900 Tiere in 180 Arten. Neben den schon erwähnten, finden sich hier noch weitere selten gezeigte Arten wie Streifenhyänen, Mona-Meerkatzen und
Guirakuckuck. Für Aufsehen sorgte ein monatelanger Nachbarschaftsstreit um das neue Schimpansenhaus, der mit dem Einzug der Gruppe aus dem Allwetterzoo Münster glücklich ausging.
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Täglich wechselndes Programm |
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Mona-Meerkatze |
Weitere Highlights sind die vielen begehbaren Anlagen, wie Sittich-Voliere und Nashorn-/Guereza-Bereich.
Damit das Ganze funktioniert, ist allgemein das
Füttern verboten. Bei den Sittichen ist ein Kasten mit einer limitierten Anzahl Hirsekolben ausgehängt. Eine kleine Spende als Gegenleistung ist sehr willkommen. Ansonsten gibt es auch Futter an der Kasse für die Ziegen im Streichelgehege bei der "
Villa Kunterbunt".
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Villa Kunterbunt |
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Backkartoffel mit Hähnchenbrust |
Dort kann sich der Besucher ebenfalls mit Getränken und Snacks versorgen. Für den größeren Hunger steht jeweils ein Restaurant am Nashornhaus und in der Zoowelle bereit. Die Preise sind zivil und an schönen Tagen wird sogar die Bratwurst direkt vom Grill serviert.
Im Juli 1950 beginnt die
Geschichte des Zoos als Heimattiergarten. Bereits neun Jahre später wird der Park erweitert und wird zum Zoo. Kurz danach zogen die ersten Elefanten und Spitzmaulnashörner ein. Unglaublich, dass letztere damals noch die am häufigsten vorkommende Art war. Heute sind die Nachkommen der Stammmutter Kenia Mana (Tochter), Malaika (Enkelin) und Makibo (Ur-Enkel) Botschafter für ihre vom Aussterben und von Wilderei bedrohten Artgenossen.
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Kenia |
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Mana |
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Madiba |
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Malaika ist Makibo eine aufmerksame Mutter |
Mit
Madiba hat Magdeburg einen potenten Bullen, der jetzt schon zum sechsten Mal Vater wurde und Gerüchten zufolge nicht zum letzten Mal.
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Über die Jahre hat es viele Veränderungen in der Ausrichtung gegeben Derzeit ist Magdeburg aufgrund der aktuellen Haltungsrichtlinien in einer Umbruchphase. Wie schon erwähnt, hebt sich die Artenauswahl vom Üblichen deutlich ab. Dazu gehört auch die Vielfalt an Krallenaffen (herausragend: Schwarze Löwenäffchen), die in den 80er Jahren einzogen. Von hier aus wird heute das
EEP für die Rotbauchtamarine verwaltet.
Nach der Wiedervereinigung wurde 1992 das
Giraffenhaus in der Rekordzeit von 110 Stunden (!)
im Zuge einer Fernsehsendung errichtet. Die Holzkonstruktion mit begrüntem Dach fügt sich harmonisch in die Afrika-Savanne ein und kann auch jederzeit besucht werden.
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Da wir ja auch öfters im Allwetterzoo sind, war für mich natürlich interessant, wie es den
Schimpansen geht. Die Gruppe war wegen der beengten Verhältnisse komplett von Münster abgegeben worden, nachdem das Schimpansenhaus endlich fertiggestellt worden war.
Ein Nachbar, der sich um seine Nachtruhe sorgte, hatte mehrfach für Baustopps gesorgt. Das Projekt "
Africambo1" kann ich nur als sehr gelungen bezeichnen. Eine schöne strukturierte Außenanlage gibt Platz zum Klettern, Toben oder einfach nur Abhängen. Und davor arrangieren sich die Pelikane. Im Inneren des Hauses erwartete uns eine Tropenlandschaft mit Fischen (bisher die einzigen Aquarien hier) und kleineren Krokodilen.
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Westafrik. Stumpfkrokodil |
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Auf der Liste der Veranstaltungen sollte in der "
Arena" etwas zum Thema "Lemuren" stattfinden. Nur: Wo ist die? Lösung: Die ist in die Madagaskar-Anlage gleich neben dem Schimpansenhaus integriert.
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Die Madagaskar-Anlage mit Arena |
Neugierig schaute Onja - ein Gürtelvari - wer sich denn da alles einfindet. Wahrscheinlich auch, ob sich das eine oder andere Fressbare abstauben ließ. Die Kattas (5 Männchen) waren da weniger mutig. Sie blieben bis zum Auftauchen ihrer Pflegerin lieber im Baumwipfel. Die Rotstirnmakis hatten die schönste Begründung, warum sie sich nicht blicken ließen: Hier ist Ostermontag Nachwuchs angekommen und wird noch vorsichtig von seinen Eltern umsorgt.
Die kommentierte Fütterung war liebevoll, gut verständlich und auf die Laune der Lemuren abgestimmt. Es lohnt sich, diese 20 Minuten einzuplanen - und das auch bei weniger strahlendem Wetter, da die Sitzplätze überdacht sind.
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Chillig: Gelbbrust-Pfeifgänse |
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Die Kattas sind die Ausbrecherkönige |
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Selbstverständlich will ich nicht die
Angola-Guerezas unerwähnt lassen. Die Untermieter der Spitzmaulnashörner haben letztes Jahr Nachwuchs bekommen. Der Kleine ist ein richtiger Wirbelwind - und die europäische Erstzucht seiner Art.
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Ihre Majestät, die Dunkelkusimanse |
Fazit:Der Zoo Magdeburg gehört für mich zu den interessantesten Zoos Deutschlands. Artenauswahl und Präsentation hebend sich wohltuend ab von anderen Tiergärten. Ich will nicht verschweigen, dass es noch Baustellen gibt (z. B. die Elefantenhaltung). Für "Africambo2" erfolgte bereits unter Anteilnahme der Bürger der erste Spatenstich. Die aushängenden Pläne sind äußerst vielversprechend. So soll es eine Vergesellschaftung von Elefanten und Meerkatzen geben. Das werden wir uns garantiert ansehen.
Die Preise liegen sogar in der unteren Kategorie für einen Tierpark dieser Größe und Qualität. Das Essen war reichlich, günstig und sehr lecker.
Es lohnt sich einen ganzen Tag einzuplanen, da man auf der ersten Runde garantiert nicht alles zu sehen bekommt. Und für Kunstinteressierte werden mehrtägige
Zeichen- und Bildhauerkurse angeboten. Es lohnt sich also, die gut strukturierte Webseite als Favoriten öfters mal zu besuchen.
Die Bilder unseres ersten Besuchs am 10.04.15 findet ihr auf
Facebook und
Flickr.